Waldemar von Baußnern (1866-1931)

Waldemar von Baußnern (1866-1931) wurde als Sohn eines Hermannstädter Finanzbeamten in Berlin geboren, verbrachte seine Kindheit in Siebenbürgen und Budapest. Er studierte 1882-1888 Komposition an der Königlichen Hochschule für Musik Berlin bei Friedrich Kiel und Woldemar Bargiel. Seine berufliche Laufbahn vollzog sich wechselvoll, aber in stetigem Aufstieg, beginnend mit der Leitung des Musikvereins (1891-1894), der Liedertafel (1895) und des Bach-Vereins (1896) in Mannheim, später des Chorvereins in Dresden und des Tonkünstlervereins in Köln. 1908 übernahm er die Stelle des Leiters der Großherzoglichen Musikschule Weimar, 1910 folgte die Ernennung zum Professor. 1916 wurde er Direktor des renommierten Dr. Hochschen Konservatoriums in Frankfurt/Main, 1922 ernannte ihn die Akademie der Künste Berlin zu ihrem Mitglied und 1923 übertrug ihm das preußische Kulturministerium dort das Amt des Senators und ständigen Sekretärs. Gleichzeitig wirkte er als Professor für Komposition an der Berliner Akademie für Kirchen- und Schulmusik.

 

Waldemar von Baußnern gehört zu einer Spezies von Komponisten, die von der Musikgeschichtsschreibung gerne übergangen werden. Dabei hat Baußnern nicht nur gute Musik geschrieben - sein Wirken ist auch für das musikalische Leben im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts überaus charakteristisch. Zu dieser Zeit gaben im öffentlichen Konzertleben nicht die Experimente eines Schönberg oder eines Hindemith den Ton an, es waren eher konservative Meister wie Baußern, die auf bewährte Weise ihre Gesangsvereine oder Konservatorien leiteten. Dass die Musikgeschichte sich später gegen diese Tradition entschieden und die Verhältnisse von damals umgekehrt hat, ist teilweise richtig. Mit dem Bade wurde jedoch oft das Kind ausgeschüttet - Waldemar von Baußnern ist nur ein Beispiel dafür.

 

Der Komponist mit dem in Siebenbürgen angesehenen Namen der Edlen von Baußnern hat nur ein paar Jugendjahre in Hermannstadt verbracht, auch dort geboren wurde er nicht. Jahrelang hatte er kaum Beziehungen zu Siebenbürgen. Erst 1924 machte der Musikkritiker Ranko Burmaz im "Siebenbürgisch-Deutschen Tageblatt" auf Baußnerns mittlerweile ansehliche Erfolge aufmerksam. Er nahm Verbindung mit dem Komponisten auf, dem die Idee eines Baußnern-Festes in Siebenbürgen natürlich schmeichelte. 1926, also zu Baußnerns 60. Geburtstag, wurde das opulente Fest Wirklichkeit - ein durchaus erstaunliches, ja fast skurriles Aufblühen der bis dato ausgebliebenen Baußnern-Rezeption in Siebenbürgen.

 

Die häufigen Ortswechsel verweisen auf Baußnerns Rastlosigkeit, auf seine ständige Suche nach beruflicher Verbesserung einerseits, nach Freiräumen fürs Komponieren andererseits. Auffällig ist aber auch, dass Baußnern viele Orte im Streit verließ - als Mensch scheint er recht schwierig gewesen zu sein. Die kompositorische Bilanz seines Lebens ist beeindruckend: Sechs abendfüllende Opern, acht Sinfonien, etliche große Oratorien, zahllose Chorsätze, Klavierlieder und kammermusikalische Werke, auch Klavierwerke fehlen nicht. Selbst wenn Baußnern teils lange, teils vergeblich um Aufführungen mit Spitzenensembles kämpfte, so war doch auch vielen Werken großer Erfolg beschieden.

Johannes Killyen

 

Literatur:

Vera Grützner:Waldemar von Baußnern- Leben und Werk = Musikgeschichtliche Studien 2, Gehann-Musik-Verlag, Kludenbach 1999.

 

Karl Teutsch / Monica Vlaicu: Waldemar von Baußnern, Biografie - Briefe - Berichte - Bilder = Musikgeschichtliche Studien VI, 2 Bände, Gehann-Musik-Verlag, Kludenbach 2003.