Unter den siebenbürgisch-sächsischen Schulmusikern, die auch als Chorleiter und Chorpädagogen herausragen, ist zunächst Ernst Irtel (1917-2003) hervorzuheben. In Mühlbach geboren, erhielt er dort seit frühem Alter Klavierunterricht, studierte 1934-39 an der Staatlichen Musikakademie Klausenburg und wurde Gymnasialmusiklehrer zunächst in Mühlbach (1940), dann in Hermannstadt (1945), Schäßburg (1948) und zuletzt Mediasch (1956-77). Er war einer der geachtetsten und geschätztesten Musikerzieher Siebenbürgens, ein feinfühlender Pädagoge, dem es in hohem Maße gelang, seine Schüler an die klassische Musik heranzuführen und in ihnen ein Gespür für Werkkategorien und eine Empfänglichkeit für ästhetische Qualität zu wecken. In Schäßburg und Mediasch baute er überdurchschnittlich gute Schülerchöre auf. Er entdeckte und förderte junge Talente.

 

Bekannt wurde Irtel auch durch seine "Komponistenstunden", die in Schäßburg die vom Musikverein nach dem Krieg in der Aula des Gymnasiums veranstalteten Kammermusikabende fortsetzten und zu einem Forum kompetenter Musikvermittlung und erlesenen Musizierens wurden. Dabei zeigte sich Irtel nicht nur als charismatischer Exeget der Musik, sondern trat auch selbst als Interpret auf, indem er Aspekte der Klavierliteratur am Flügel vorstellte und vor allem, indem er als Sänger und zugleich Begleiter das Liedschaffen Schuberts, Schumanns, Brahms', Wolfs, Strauss' und anderer Meister zu Gehör brachte. Von Sängern wurde Irtel als Liedbegleiter besonders geschätzt. Mit der Vertonung von Adolf Meschendörfers Siebenbürgischer Elegie (für Chor a cappella) gelang Irtel ein glänzender kompositorischer Wurf. Ab 1987 lebte er in Deutschland.

 

Karl Teutsch