Franz Limmer (1808-1857)

Über keinen Temeswarer Domkapellmeister des frühen 19. Jahrhunderts wurde so viel schon zu Lebzeiten berichtet wie über Franz Limmer (Wien 1808 - Temeswar 1857). Schon frühzeitig wurde man auf die musikalische Begabung Limmers aufmerksam. Seine Eltern schrieben ihn ins Wiener Konservatorium ein, wo er Cello und Klarinette studierte. Nach der Abschlussprüfung erhielt er eine Silbermedaille mit dem Abbild Mozarts. Er studierte danach noch Harmonielehre, Komposition und Instrumentation; hier war kein minderer als der damals in Wien sehr geschätzte Komponist und Pädagoge Ignaz Ritter von Seyfried sein Lehrer. Mit 17 Jahren komponierte Limmer eine Missa Solemnis, die ein Jahr später in der Wiener Augustinerkirche uraufgeführt wurde. Die Zeitungsrezensionen rühmten ihn als einen "leuchtenden Meteor am Musikhimmel". Der damalige Direktor des deutschen Theaters zu Temeswar (damals Ungarn, heute Timişoara, Rumänien), Theodor Müller, wurde auf den jungen Wiener Komponisten aufmerksam und ernannte ihn 1834 zum Kapellmeister. Limmer komponierte für die Temeswarer Bühne auch eine Oper: Die Alpenhütte nach einem Libretto seines zweiten Theaterdirektors Alexander Schmidt. 1845 ernannte ihn Bischof Joseph Lonovics zum Domregenschori als Nachfolger des verstorbenen Kapellmeisters Joseph Kratochwill. Sein bekanntestes Werk aus dieser Zeit erschien bei Anton Diabelli in Wien: Justus ut palma florebit, Offertorium für Sopran-Solo und Orchester.

 

Außer den oben genannten Werken schrieb Limmer auch eine Sonate für Klavier und Violine in g-Moll, eine Ouvertüre, genannt Jubel-Ouvertüre, Kammermusik und eine ganze Reihe von kirchenmusikalischen Werken. Die meisten seiner Kompositionen sind bis heute verschollen. In den letzten Jahren konnten folgende kirchenmusikalische Werke in rumänischen und österreichischen Archiven entdeckt werden: Ecce sacerdos magnus, Veni Sancte Spiritus, das Requiem, eine Sammlung von Vesperhymnen für dreistimmigen Männerchor und Orchester, ein Marienlied und die Missa Solemnis Nr. 1 C-Dur.

 

Anlässlich der Musikwoche Löwenstein aufgeführt:

 

Limmers Requiem wurde 1994 im Temeswarer Nationalarchiv gefunden. Es handelt sich dabei um ein gebundenes Autograph der Partitur, das mit der Jahreszahl 1842 datiert ist. Das Requiem ist eine Auftragskomposition des Temeswarer Domkapitels für den Seelengottesdienst am Feste Allerseelen 1842. Limmer blieb dabei der Tradition des Wiener Kirchentrios treu und besetzte die Streicherstimmen ohne Viola. Der Komponist geht weit über die damals üblichen liturgisch-musikalischen Gewohnheiten hinaus und schafft mit seiner Requiemvertonung ein kunstvolles Werk. Der Opernkapellmeister Limmer hinterließ an vielen Stellen dieser Musik seine unverkennbare Unterschrift, so im Sanctus (Verdoppelung der chorischen Ober- und Unterstimmen) und im Stretto des Mitteilteils Domine Jesu Christe. Ähnliche Stellen finden wir auch in seiner Missa Solemnis in C.

 

Dr. Franz Metz